Wachstumsschübe & Hungerattacken
Alle paar Monate, manchmal auch Wochen, müssen unsere Kleinen Wachstumsphasen
durchleben, in denen sie besonders hungrig sind.
Die Auffassung, die
ich nun vertrete, klingt für liebende Mütter kleiner zarter Säuglinge
wahrscheinlich hart, aber nachdem ich es stellenweise versäumt hatte,
meinen Kindern rechtzeitig "die Zügel anzulegen", war ich manchmal vor
Tyrannei kurz vor dem Wahnsinn. Und deshalb empfehle ich jeder jungen Mutti:
Lehre Deinem Baby frühzeitig das Vorhandensein von Regeln. Lass es nie!! allein, aber Regeln gehören nunmal zu unserer Gesellschaft und da das Kind den Schritt in unsere Welt gewagt hat, kann es das auch vom ersten Moment an begreifen lernen. Und: es beginnt damit bei der Nahrungsaufnahme.
Bei meinen Kndern hat sich in den vielen Jahren meiner Stillzeit immer
wieder und am besten bewährt, den Rhythmus von 3 1/2 bis 4 Stunden auf jeden
Fall einzuhalten. Ich weiß, dass das allen modernen Auffassungen
widerspricht, aber wenn ich versucht habe, mein Baby nach Bedarf zu
stillen, hat der Winzling, der doch über so gar keinen Intellekt zu
verfügen scheint, das gespürt und je leichter ich ihm die Brust
offenbarte, um so häufiger schrie das Kind, umso weniger Milch hatte
sich in der Stillpause nachgebildet und umso unbefriedigter war der
Säugling. Desto eher schrie es also wieder nach der Brust, die ja noch nicht wieder nachgefüllt war und um so eher hatte es dann wieder Hunger, weil es ja nicht genug gab beim letzten Mal und schließlich war ich nur noch am Stillen, übermüdet und verzweifelt.
Erst wenn ich es geschafft hatte, das Brüllen des Babys auszuhalten und es die Zeit
zwischen den Mahlzeiten auf keinen Fall allein im Zimmer, sondern im Tragetuch bei mir hatte und mich mit ihm beschäftigte - erst dann fand es wieder zu einem normalen
Rhythmus zurück, erst dann hatten diese Schreiattacken ein Ende.
Bei diesem etwa 4-stündigen Rhythmus stellte sich auch meine Brust auf das
gesteigerte Bedürfnis nach "mehr" ein und nach einigen Mahlzeiten
intensiveren Saugens war die Milchproduktion entsprechend angekurbelt.
Ich kann gar nicht bestätigen, dass ein sättigender Erfolg durch häufigeres
Anlegen eintrat. Allein das intensivere Saugen während der Stillmahlzeiten gaben meiner Brust den Befehl, für die nächste Runde mehr zu produzieren - bei entsprechend längerer Stillzeit, natürlich. Meine Kinder lernten es, mit diesem Rhythmus zu
leben, sie zeigen heute keinerlei besondere Auffälligkeiten beim Essen,
sondern essen für Außenstehende oft sogar bemerkenswert gut
(als Mutter mäkelt man wohl immer am Essverhalten seiner Kinder...)
und ich konnte mit dieser Methode endlich wieder mit meinen körperlichen und psychischen
Kräften haushalten.
Ich kann nur appellieren, keine Angst wegeln Regelsetzung vor der Schädigung der kleinen
Kinderseelen zu haben, denn Regeln gehören von Anfang an dazu und
helfen auch unseren Kleinsten schon, die Umgebung als zuverlässig und
sicher zu begreifen und gewisse Rangordnungen zu akzeptieren.
Diese Verhalten gilt natürlich nicht bei Krankheiten, bei Fieber habe ich immer
und so oft wie möglich die Brust gegeben. Auch im Hochsommer war die
Brust oft schneller "fertig" als der Tee, zumal die Kinder sich dann
auch nur die leichte "Vorkost" holen, nicht die sättigende Hauptmilch.
Blähungen
Ich habe oft von Müttern gehört, dass sie das Stillen aufgegeben
hätten, weil das Kind die Milch "nicht vertragen" und immer "solche
Blähungen" gehabt hätte.
Alle Spurenelemente können - so viel ich weiß - in die Muttermilch
übergehen, bei mir oft so, dass dem Kind der Geruch der mütterlichen Brust
unangenehm zu sein schien und ich mich beängstigend fragte, ob das Kind
mich etwa ablehne? Nach den ersten "Bläh-Nächten" wurde es für mich ganz natürlich, wenigstens in der Anfangszeit des Stillens auf einige besonders stark blähende
Nahrungsmittel zu verzichten. Dazu gehörten z.B. frische Paprikaschoten,
Knoblauch, Zwiebeln, intensive ausländische Gewürze, kohlensäurehaltiges Mineralwasser...
Trotzdem wollte ich während 5jähriger Zeit von Schwangerschaft-Stillzeit-
Schwangerschaft-Stillzeit-Schwangerschaft... manchmal einfach
nicht auf das indische Abendessen verzichten, oder die Ursache für
die Blähungen waren nicht herauszufinden.
Meine erste Hilfe (und die bewährteste) bestand dann in Massagen des kleinen Bäuchleins
(mit warmen Fingerspitzen und unbedingt einigen Tropfen Kümmelöl in
Uhrzeigerrichtung) und - wenn das Baby in Rückenlage liegt - darin,
die kleinen Waden zu umfassen und die Beinchen langsam "Radfahr"-
bewegungen machen zu lassen (bis die Kniee einen leichten Druck auf
Babys Unterbauch ausüben). Zumeist lösten sich hier bereits
die Winde hörbar.
Wenn das Baby trotzdem keine Ruhe gab und das Bäuchlein
hart blieb, habe ich gern einen Fencheltee gebrüht, dem ich einen
Teelöffel Kümmel beigefügt hatte. Mit ein klein wenig Honig schmeckt
diese würzige Mischung gar nicht so übel. Ich habe die überbrühten
Kümmelkörner dann meist noch selbst gekaut und hinuntergewürgt, um die Milch der
nächsten Stillmahlzeiten verdaulicher zu gestalten.
Auch die "Fliegerposition" ist eine beliebte Haltung, um dem Säugling die
Blähungen zu erleichtern. Dabei liegt der Winzling (erstaunlich sicher)
bäuchlings auf dem waagerecht vor dem Körper gehaltenen Unterarm des
Erwachsenen, das Köpfchen schmiegt sich in die Armbeuge und der
Handteller des Erwachsenen kann das direkt auf ihm liegende Bäuchlein
beim Wiegen und Beruhigen leicht massieren und drücken.
Trotzdem gibt es Situationen, besonders gern in der Nacht, in denen
gar nichts zu helfen scheint. Da bleibt mir nur tröstend zu sagen:
Es wird auf jeden Fall irgendwann vorbei sein!!!
Verstopfte Näschen
Verstopfte Näschen sind für Stillmahlzeiten manchmal die Hölle: das Kleine ist hungrig,
die Brust ist schwer, doch jedesmal, wenn das Kind zum Saugen ansetzt, fehlt ihm der dazugehörige Atem (saugen und Atmen kann das Kind noch nicht unabhängig voneinander, daher verschluckt es auch die viele Luft). Es will dann saugen, aber die Luft bleibt ihm buchstäblich weg und es schreit angstvoll auf, statt die Nahrung zu saugen. Dieser Kreislauf wiederholt sich dann ständig und es ist für Mutter und Kind eine Qual... In Heilbüchern habe ich den Tip gefunden, Kamillentee mit so viel Zucker (!!!) anzurühren, bis man eine dicke Masse erhalten hat, diese dann per Pipette ins Näschen eintropfen. Ich habe es auch mal probiert, war aber nicht sehr überzeugt vom Resultat. Von üblichen Nasentropfen rate ich auch zumindest im ersten Lebensjahr ab. Eine sehr gute Beurteilung hat das Nasenspray K von ratiopharm, sollte aber erst mit 11/2 Jahren
Verwendung finden. Hier nun mein Tip, den ich jahrelang verheimlicht habe, weil er mir so ekelig vorkam, daß ich niemandem davon erzählen wollte, aber kürzlich ist mir diese Methode in einem Roman begegnet und ich bin nun etwas beruhigter: also, wenn nichts mehr ging und das Unglück des schreienden und hungrigen Babies herzzrerreißend wurde, habe ich mich kurzerhand über sein Näschen gebeugt, ein Nasenloch zugedrückt und das andere ausgesaugt, den Schnodder schnellstens ausgespuckt bevor sowas wie Geschmack zu spüren war und das Drama war urplötzlich behoben... Mein Gott, es ist ja schließlich das eigene Kind...!
Brustentzündungen
Meine Milchproduktion war oft besser als der Absatz und ich bereute z.T. die schwierigen und komplizierten Vorgänge, die das Spenden von Muttermilch für mich unmöglich machten. Außerdem hatte das oft den Nachteil, das die Brust heiß und schmerzhaft wurde, die ersten Anzeichen für Milchstau und Brustentzündungen.
Folgende Mittel haben gute Wirkungen gezeigt, wenn die Brust zu schwer wurde und das Kind noch nicht hungrig war:
Das Waschbecken mit warmen Wasser volllaufen lassen (wirklich bis zum Rand), den Oberkörper darüber beugen und die Brust in das warme Wasser tauchen. Sieht vielleicht bissel komisch aus, aber man könnte die Badtür ja hinter sich schließen... Jedenfalls öffnen sich so die Milchgänge und die viele überproduzierte Milch kann durch leicht drückendes Streicheln (zur Brustwarze hin) gut abfließen.
Damit wäre die Zeit, bis das Baby Hunger hat vielleicht überstanden. Allerdings ist es angebracht, nach dem Wärmebad die Brust nun wieder zu kühlen, denn die Wärme hätte sonst eher wieder produktionsanregende Wirkung.
Wenn die Brust nun schon leicht entzündet ist, hilft ein Wickel aus Quark: z.B. könnte man diese käuflichen Wegwerf-Handschuh-Waschlappen mit Quark füllen, flach drücken und die Brust damit umlegen. Eine Tüte drüber, dann geht`s auch für die Nacht. Es gibt aber auch (vielleicht noch vor der Geburt besorgen) Kühl-Gel-Packungen in länglichen Formen,
die sich gut dafür eigneten. Spätestens wenn Fieber eintritt, muß man aber unbedingt zum Arzt!
Aufgebissene Brustwarzen
tun furchtbar weh. Eigentlich habe ich nur den Tip, durchzuhalten... Wenn es darum geht,
dass das Kleine mit seinen neuen Zähnchen zu sehr zubeißt, dann habe ich an meinen drei Kindern immer die Reaktion bemerkt, dass sie es durchaus verstanden
haben, wenn ich dann aufschrie ... Sie wollten nicht, dass mir ihr Trinken weh tut, - es war ja auch eine Störung in ihrem wohligen Schmatzen!- wenn ich also ein paarmal beim Zubeißen aufschrie (nicht wie am Spieß, aber doch deutlich schmerzhaft), dann haben meine Kinder daraus gelernt, dass sie eben nicht beißen dürfen - sie wollten ja auch nicht, dass ich ihnen die Brust dann jedesmal entziehe, wenn sie raufbissen,
also haben sie (wirklich alle drei!!!) die Zubeiß-Versuche ziemlich schnell wieder sein gelassen. Fazit: Ich glaube fest daran, dass schon unsere Kleinsten in ihren ersten Lebenswochen hochgradig lernfähig sind!
Speikinder
Insbesondere mein Sohn hat mich oft zur Verzweiflung gebracht, in dem er, kaum dass die Mahlzeit beendet war und er zum Wickeln vor mir lag (natürlich hat er immer losgedrückt, wenn die Mahlzeit zu Ende war, es hatte also keinen Zweck, vorher zu wickeln), Riesenschwäpse unverdauter Milch wieder herausspie. Man kann schon sagen "erbrach". Sei es beim Hochheben, beim Wickeln, oder einfach nur beim Halten.
Immer brauchte ich massenweise Tücher um mich herum, um die Pfützen zu beseitigen, die Pullover und Schultern zu schützen u.s.w. Oft kam derart viel heraus, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass er noch Nahrung bei sich behalten hätte, und ich ängstigte mich oft, das die Magenverschlußklappe nicht i.O. sei und lief zum Arzt...
Bewährt haben sich folgende Methoden:
Auch wenn der Hunger noch so groß war: Nach den ersten Schlucken, und wenn machbar während der Mahlzeit noch einige Male, das Kind hochnehmen und klopfen bis das Bäuerchen kommt.
Solange die Milchmenge in seinem Bauch noch nicht so groß ist, kann das Baby die Luft so ohne Probleme hochlassen und rülpsen. Ist der Bauch erst einmal voll, kommen - je nach Veranlagung - einfach zu große Mengen an Milch wieder hoch. Hier braucht man vor allem die Geduld, des Kindes Hungergeschrei und Ungeduld aushalten zu können und wirklich erst das Bäuerchen abzuwarten, bevor das Kind weitertrinken darf.
Eine andere Variante, die ich üben mußte, aber sehr guten Erfolg zeigte, war,
das ich mir den Jungen wie zum Hoppe-Reiter auf einen Oberschenkel setzte, so dass sein Gesichtchen direkt vor der Brust war und er im aufrechten Sitzen trank. Das sah bissel witzig aus, wie am Tresen...
Die mütterlichen Hände müssen hier aber gute Stützen im Rücken und am Hinterkopf des Kindes bilden. Der Vorteil bei dieser Haltung ist, dass Luft fast gar nicht verschluckt werden kann. Sie bleibt einfach gleich "oben" oder "draußen"
Und noch ein Trost, was ich ebenfalls gelernt habe: egal, wieviel mein Junge auch immer ausspie: er hat nie aufgehört zu wachsen, also muß wohl doch immer genügend "drin geblieben" sein.
Wenn Sie /Ihr das Gefühl habt, dass ein persönlicher Tip von mir helfen könnte, dann schreibt eine e-mail an
gritwein@stille-grete.de
Übrigens arbeite ich in erster Linie als Sprecherin und möchte Euch gern abschließend auf mein kleines Produkt, die HÖRPOST aufmerksam machen. Das sind Mini-Hörbücher,
die in hübschen Grusskarten klemmen, die ich selbst herstelle und vertreibe. Auch für die Kleinen ist schon etwas dabei.
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